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Über die Hachscharah-Ausbildung in Sennfeld (mit dem inhaltlichen Schwerpunkt auf Landwirtschaft)

nach alemannia-judaica.de/sennfeld


Aus einem Artikel in "Der Israelit" vom 8. Juli 1937: "Selbstverständlich erfuhren die jüdischen Schulabteilungen eine starke Hebung und Belebung der jüdischen Fächer, und es bleibt nur zu wünschen, dass gerade Kinder, die aus dem Milieu gesetzestreuen Lebens kommen, in den Schulen, die sie nun besuchen, den Widerhall der häuslichen Jüdischkeit, und - was oft sehr notwendig ist - eine starke und zusätzliche Belebung dessen erfahren, was ihnen oft zu Hause nur spärlich geboten wird. Dass natürlich in allen Schulabteilungen das Englische ab 5. Klasse (mit vier oder fünf Stunden wöchentlich) besonders gepflegt wird, bedarf keiner Begründung. In den Rahmen der Jugenderziehung und -bildung gehört die gemeindeeigene 9. Klasse in Mannheim, die dort befindliche Anlernwerkstätte für Schreinerei und Schlosserei, und nun wohl auch bald die landwirtschaftliche Ausbildungsstätte in Sennfeld (bei Mosbach), die in diesen Tagen bezogen wird. Dass für uns die Mannheimer Jeschiwa nicht eine Einrichtung am Rande, sondern im Zentrum alles Jugendbildens steht, versteht sich von selbst. Es bleibt nur zu wünschen, dass hier wie dort die noch kommenden Jahren ein Höchstmaß und eine Höchstentfaltung lebendigen jüdischen Lehrens und Lernens zeigen können. Denn alle, die geistig oder körperlich geschult werden, die am Boden oder am Buch arbeiten, sind festgelegt auf ein Lebensziel: Sie ziehen in die Welt. Wer sie hier formt und bildet, trägt bei zur Bereicherung jüdischen Lebens in neuen und fernen Ländern. Damit ist, neben dem, was für die Bleibenden noch zu tun ist, auch in Baden den leitenden Persönlichkeiten und Gremien ihre Aufgabe gestellt. Unter ihrem Zeichen muss die künftige Arbeit geleistet werden, solange noch Jugendliche hier sind. Was dann für die Nicht-mehr-jungen zu tun noch übrig bleibt, darf füglich einer späteren Berichterstattung überlassen werden."

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. März 1938: "Berufsausbildungsstätten für jüdische Jugendliche. 1. Mittleren-Hachscharah. Berufsausbildung der 15 bis 17jährigen, insbesondere in Deutschland. Mittleren - Hachscharah ist die berufliche, geistige, sprachliche und gesellschaftliche Vorbereitung jüdischer Jugend auf ein Leben der körperlichen Arbeit und der Gemeinschaft in Palästina. Die Arbeitszeit in der Mittleren-Hachscharah beträgt je nach Jahreszeit täglich 5 bis 9 Stunden. Der Rest des Tages ist mit Unterrichtsstunden belegt. Der Unterrichtsplan umfasst vornehmlich Fachkunde, naturwissenschaftliche Fächer, Hebräisch, jüdische Geschichte und jüdische Kulturkunde, zionistische Geschichte, sowie nach Wahl und Befähigung und in einer den Bildungsvoraussetzungen der Jugendlichen angepassten Form Gesellschaftskunde, Weltgeschichte, Volkswirtschaft, Mathematik und anderes mehr. Ausbildungsstätten der Mittleren-Hachscharah befinden sich in Deutschland sowie in gewissem Umfang in Holland und Italien sowie für Fischerei in Dänemark und Italien. A) Landwirtschaftliche, gärtnerische und für Mädchen zugleich hauswirtschaftliche Ausbildung in zweijährigen Lehrgängen in folgenden Ausbildungsstätten: Ahrensdorf, P. Luckenwalde; Blankenese b. Hamburg; Brüderhof, Bezirk Hamburg; Ellguth-Steinau, Oberschlesien; Grüsen-Gemünden; Halbe, Marke; Havelberg, Mark; Jessen, Niederlausitz; Neuendorf, Mark; Schniebinchen, Niederlausitz; Sennfeld, Baden; Silingtal, Schlesien; Urfeld, Kreis Bonn; Werkdorp Wieringen (Holland); Westerbeck, Westfalen; Gut Winkel, Mark. Ferner für Jugendliche mit religiöser Lebenshaltung: Bromsdorf bei Bitterfeld (Sachsen); Gehringshof bei Fulda; Ricavo, Italien; Steckelsdorf bei Rathenow..."

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